Dienstag, 15. Oktober 2013

Meine erste Woche bei SWT

Kommen wir zu meiner Arbeit (genau genommen Freiwilligenarbeit) bei Scottish Wildlife Trust. Jeden morgen fahre ich mit dem Bus (Linie 3 Richtung Mayfield) ungefähr 45 Minuten zum „Hauptquartier“ in Dalkeith in Midlothian. Dort treffe ich die anderen Mitarbeiter und wir fahren mit dem SWT-Bus weiter zu einem Naturreservat, um dort zu arbeiten. Außer mir sind noch einige Jugendliche in meinem Alter dabei: Vicky und Matthew aus Schottland (sie wohnen dort in der Nähe), außerdem noch Lars aus Hamburg und Alexa aus den Niederlanden. Der Leiter heißt Sam und ist sehr nett, es gibt noch ein paar andere Leute, ich habe jedoch noch nicht alle getroffen. Bisher getroffen habe ich Rachel, sie ist ca. 45 Jahre alt und hat einen Babyhund und sie ist nur zwei Tage da gewesen. Dann gibt es noch Doug, er ist 30 und Lars wohnt bei ihm, Kellan, er ist über 50 und auch nur zweimal die Woche da, und einen Spanier (evtl. namenlos), der kaum englisch spricht aber dafür sehr gut spanisch.
Eigentlich treffen wir uns immer erst gegen halb zehn, dann räumen wir den Bus ein und fahren gegen zehn los. Um halb eins gibt es dann Lunch (den jeder selbst mitbringt) und dann wird bis drei oder halb vier weitergearbeitet. Ich bin dann immer gegen fünf Uhr daheim, weil ich ja nochmal ewig mit dem Bus rein fahren muss (diesmal mit Linie 3 Richtung Clovenstone). Die Busse sind übrigens knallrot, mit Werbung auf der Seite und haben zwei Stockwerke. Ein Tagesticket kostet 3,50 Pfund, ein Einzelticket 1,50 Pfund, deswegen kaufe ich immer die. Wenn man in den Bus einsteigt, muss man dem Fahrer nicht sagen, wo man hin will oder was für ein Ticket man haben will, man schmeißt einfach sein Geld in ein Ding, das aussieht wie eine Spendenurne in der Kirche und man bekommt kein Wechselgeld. Das finde ich ziemlich blöd, weil ich öfters mal das Geld nicht passend habe. Morgen früh z.B. werde ich mir noch irgendwo was kaufen müssen, weil ich bloß Geldscheine und kein Kleingeld habe.
So sehen übrigens so gut wie alle Busse hier aus.

Am ersten Tag sind wir in der Nähe von Stirling gewesen, wo wir mit einer riesigen Maschine eine Wiese gemäht haben. Ehrlich gesagt, hat nur Sam gearbeitet, weil er als einziger mit diesem Monster (auch beast oder shark teeth genannt) umgehen konnte. Ich habe mich derweil mit Lars, Alexa und Vicky unterhalten und Karten gespielt. Vicky ist schon 25, Alexa erst 22. Vicky ist ok aber Alexa mag ich nicht besonders, weil sie komisch aussieht und total nervt. Sie macht die ganze Zeit blöde Witze und sagt, dass sie kein Alkohol mag und dass sie alle Leute bescheuert finden, die Alkohol trinken, und erzählt ständig langweilige Geschichten aus ihrem Leben in Rotterdam. Ich mag sie nicht! Vicky ist nett und witzig aber auch nicht hübsch. Ich bin die hübscheste und Lars hat mich übrigens nach einem Date gefragt ;)
Am Dienstag waren wir in Addiewell Bing (aus so eine Art Naturreservat) irgendwo im Nirgendwo. Dort hat Sam einen Wanderweg gemäht (wieder mit the beast) und diesmal mussten wir auch arbeiten, wir sollten nämlich das ganze Gras zusammen harken und mit den Mucktrucks (auch ziemliche Monster) wegfahren. Das war mega anstrengend! Gott sei Dank hatte ich an dem Tag was zu essen dabei, das hab ich am Montag nämlich total vergessen und musste hungern. Am Dienstag waren auch Rachel und Matthew dabei, Rachel hat die ganze Zeit nur von ihrem Hund geredet und wenn sie schwitzt, sieht sie aus wie ein Mann, denn sie hat kurze graue Haare und ist dick.
Am Mittwoch waren wir Bäume fällen in einem Naturreservat namens Red Moss. Es ist wirklich voll schön da, in dem Park gibt es nur einen Steg zum drüber laufen, außenrum sind überall Bäume und Moos. Ich weiß auch nicht, warum man nicht auf das Moos darf, auf jeden Fall haben wir 6 Bäume gefällt, die entweder krank/tot waren oder irgendwo im Weg standen. Ich habe selbst natürlich keinen Baum gefällt (das durften nur die Erwachsenen), weil ich keine Ahnung habe, wie man einen Baum fällt, geschweige denn wie man mit einer Kettensäge umgeht. Lars, Alexa, Matthew und ich haben nur die gefällten Teile weggetragen und uns ein wenig da umgeschaut. Ich weiß nicht, warum Vicky nicht da war.
Am Donnerstag waren wir in einem Nationalpark in der Nähe von Perth in der Nähe von einem Loch (Loch of the Lowes). Dort gab es einen anderen Standort von SWT direkt am Loch mit einer Hütte, wo man Vögel beobachten konnte und paar Souvenirs kaufen konnte. Habe ich allerdings nicht gemacht, ich habe mir nur ein Secondhand-Buch für 50 Pence gekauft (das Buch heißt übrigens The Abortionist's Daughter und ist echt gut). Wir sind allerdings nicht in dieser Hütte geblieben, sondern sind die Straße durch den Wald entlang gelaufen, um die Bäume auf Krankheiten zu untersuchen. Ein paar haben wir auch markiert, die werden innerhalb der nächsten zwei Jahre gefällt. Das Wetter war übrigens an dem Tag sau gut, mir war viel zu warm in der Fleecejacke mit dem SWT Logo. Ehrlich gesagt war mir jeden Tag viel zu warm, weil ich viel zu viel an hatte etc.
Freitags waren wir in Brock Wood, einem Wald in der Nähe von irgendwo (an dem Tag war übrigens der Spanier das erste Mal dabei). Wir haben einen Baum gefällt. Doug ist an dem ganzen Baum hochgeklettert und hat angefangen, Äste abzusägen, der Baum stand nämlich in der Nähe von einem Wohnhaus und wäre wohl innerhalb des nächsten halben Jahres da drauf gefallen. Tree Surveys werden übrigens alle fünf Jahre gemacht und auch an dem Tag sind wir wieder durch den Wald marschiert und haben uns die Bäume angeguckt. Außerdem haben wir eine tote Spitzmaus gefunden und einen Raben, der nicht fliegen konnte. Sam hat gesagt, wenn der Flügel gebrochen gewesen wäre, hätte er ihn getötet, aber der Flügel war so ok, also lebt der Rabe (wahrscheinlich) noch. Außerdem sucht Sam die ganze Zeit nach Eicheln und nach essbaren Pilzen, dann rennt er plötzlich vom Weg weg und schreit ganz aufgeregt „Honey Fungus!!!“ oder „Lace Fungus!“ oder was für einen Pilz auch immer da gerade erspäht hat. Ich hab ein paar Mal versucht, mit dem Spanier auf spanisch zu reden, aber das meiste habe ich nicht verstanden, das war mir dann peinlich. Lars kann übrigens kein Spanisch, aber hinten im Bus hatten wir ein Wörterbuch und dann wollte er (aus welchem Grund auch immer) auf spanisch sagen, dass er Gemüse mag, allerdings hat er es falsch ausgesprochen und der Spanier, der übrigens aus Madrid kommt, hat verstanden, dass Lars auf Hautkrankheiten abfährt. Außerdem hat der Trottel noch gesagt, dass ich nervig bin und dass er auf Frauen steht (der Spanier hat ihn nämlich für schwul gehalten) und dann habe ich allen verraten, dass er mit mir ausgehen will.
Es war übrigens kein richtiges Date, denn Doug war noch dabei und ich habe auch noch Brook alias Iota und Frederique (keine Ahnung wie man den schreibt und wie sein Bett heißt) mitgebracht, ich glaube, das hat ihn ein wenig enttäuscht, aber er wollte, dass ich auch noch Freunde mitbringe. Tja, Pech gehabt, würde ich sagen! Außerdem sind Brook und ich früher abgehauen, weil es ihr nicht gut ging, da war er dann noch mehr enttäuscht. Die Leute aus dem Hostel verarschen mich jetzt ständig wegen ihm, weil irgendwie jeder mitgekriegt hat, dass ich ein „Date“ hatte, obwohl ich ihnen immer sage, dass es KEINS war. Na egal. Jedenfalls sind alle im Hostel viel älter als ich. Laure ist 22, Brook ist 25, Gareth (beide aus Australien) ist am Samstag 24 geworden und wir sind ein amerikanisches Restaurant gegangen und danach noch einen Pub. Kasper (aus Schweden) ist schon 26 und ich glaube, er ist verheiratet. Er spricht aber nur englisch mit seiner Frau, weil sie aus Ungarn ist. Dann gibt es noch Nick, der ist schon Ende 30 und auch ein paar von den Spaniern sind schon weit über dreißig. Na ja, ich verstehe mich mit allen, und die anderen scheint es auch nicht zu stören, dass ich viel jünger bin als sie.
Als ich gestern mit Gareth zum Sainsbury's gegangen bin, weil ich Cider kaufen wollte und er Wein, wurde ich NICHT nach meinem Ausweis gefragt und er schon. Er hat seinen Wein übrigens nicht kaufen dürfen, weil er ihn nicht dabei hatte. Mein Cider war aber nicht so mega lecker, ich hatte nämlich einen mit Waldfrüchten erwischt, der hat wie dieses Robby Bubble Zeug geschmeckt.

Zurück zum Thema: Die Arbeit macht jedenfalls Spaß, auch wenn ich fast immer nur sitze und warte oder hinter den anderen herlaufe und irgendwelche Äste einsammeln muss bzw. Bäume anstarre.

Auf bald!

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