Samstag, 5. Oktober 2013

Scottish Experiences - Day 1

Um 12 Uhr sind mein Papa und ich zum Flughafen in Memmingen gefahren, weil mein Flieger dort um 14.30 losfliegen sollte. Bei der Kontrolle habe ich natürlich gepiept, obwohl ich Gürtel, Uhr etc. abgelegt hatte, und mir wurde das Vergnügen bereitet, 5 Minuten barfuß hinter den Metallscannern zu verbringen. 

Über den Wolken


 
Ich durfte als eine der ersten das Flugzeug betreten, da ich einen Sitzplatz reserviert hatte, und – oh Wunder – neben mich hat sich kein überdurchschnittlich beleibter Mitreisender und auch kein Kleinkind gesetzt, wie man es aus Filmen kennt, sondern ich hatte eine überaus angenehme Reisebegleitung: 2 ca. 40-jährige Männer aus Südtirol, die eigentlich Romansch sprechen, aber auch deutsch können; die beiden hießen Patrick und Matthias. Ihr Freund Giacomo saß eine Reihe hinter uns neben Martina, die erfreulicherweise auch BVB Fan und auf dem Weg zu ihrem Freund in Schottland war. Patrick hatte scheinbar auch einen Bruder (bin mir nicht sicher, ob das stimmt, oder ob sie mich verarscht hatten), der weiter hinten im Flugzeug saß und traurigerweise das Vergnügen hatte, neben einem total fetten Kerl sitzen zu müssen. Die Südtiroler wollten nur Golf spielen (hatten auch alle brav ihre Golftasche dabei) und Whiskey trinken. Mit dem Trinken haben sie auch gleich im Flugzeug angefangen, soll heißen, sie haben sich gleich eine Flasche Chardonnay bestellt, die ich gerade noch ablehnen konnte, sonst hätte ich mittrinken müssen, haben dafür aber Martina einen Kaffee spendiert. Matthias hat ihr und mir dann auch Süßigkeiten geschenkt (für sie Toffee, ziemlich eklig, für mich Fruchtgummis mit dem wunderbaren Namen „Beachmix – sour Jellies“). Danach haben sie allerdings nicht aufgehört, sondern fröhlich mit Bacardi Cola weitergemacht und uns Mädels auch gleich was ausgegeben. Nach einer zweiten Runde konnten wir uns erfolgreich gegen weitere Gläser wehren, da wir schon zum Landeanflug ansetzten. Wir sind übrigens nicht über den Ärmelkanal geflogen, sondern geradeaus über die Nordsee und erst kurz vor Schottland nach Westen abgedreht.
Hello Edinburgh International Airport
Im Flughafen habe ich leider den Kontrolleur vergessen, nach einem Stempel in meinem Reisepass zu fragen, dafür durfte ich Bekanntschaft mit Martinas Freund Kai machen, der sie netterweise dort abgeholt hat. Eigentlich hatte ich vor, mit dem Shuttlebus zur Waverley Station zu fahren und den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, doch die Südtiroler ließen das nicht zu, und so fand ich mich mit ihnen im Taxi wieder und ich wurde praktisch direkt vor dem Hostel abgesetzt. Im Gebäude gibt es allerdings nicht nur das Princes Street East Backpackers Hostel (im 4. Stock), sondern auch noch das Haggis Hostel (im 3. Stock). Nachdem ich also meinen 20kg schweren Koffer mehrere enge Wendeltreppen hoch geschleppt hatte, um dann herauszufinden, dass ich im falschen Hostel bin und mich gehörig blamiert hatte, durfte ich weiter schleppen, bis ich endlich oben ankam (und diesmal auch richtig war).
Die Frau an der Rezeption war nett und hat es mir nicht übel genommen, dass ich sie statt mit 2 Pfund zuerst mit 2 Pence bezahlen wollte, und hat mich in Zimmer H geschickt. Zimmer H hat 5 Stockbetten (ergo 10 Betten), von denen momentan bloß 4 belegt sind. Es heißt übrigens Zimmer H, weil jedes Bett einen eigenen Namen hat, meines heißt Haunted.
Mein Bett
Die anderen belegten Betten heißen Hotstuff (mit Besitzer Johann aus München), Heaven (mit Besitzerin Laure aus Frankreich) und Bett Hairy mit Besitzer XY aus XY (er scheint sehr mundfaul zu sein und hat nicht mal auf mein Hallo geantwortet). XY hat auch erst heute eingecheckt, also ist er vielleicht nur müde oder ängstlich... Den wickle ich schon noch um den Finger ;)
Das Hostel allgemein sieht schon etwas heruntergewirtschaftet aus, seine besten Zeiten liegen wohl schon etwas zurück, aber es ist trotzdem ganz in Ordnung. Ich habe mich auch gleich ein wenig mit Hotstuff unterhalten (zuerst auf Englisch, weil wir nicht gemerkt haben, dass wir beide Deutsche sind) und ihn schließlich dazu überreden können, mich zu einem Supermarkt zu bringen, denn wir müssen hier selbst kochen. Er hat mich allerdings nicht hineinbegleitet, denn er ist Zeuge Jehovas und wollte zu einer Messe oder so etwas in der Art gehen. Nachdem ich meinen Einkauf, bestehend aus 2 gekühlten Flaschen Volvic und einem Fertigsandwich mit Chicken und Stuffing (wie gesagt, ich war zu faul, um heute zu kochen), habe ich noch einen kleinen Rundgang um den Block gemacht. Allerdings wirklich nur um den Block, denn ohne Karte hatte ich Angst mich zu verlaufen.
Wieder hier angekommen treffe ich also auf XY, der schweigend auf seinem Bett Hairy sitzt und nicht in der Stimmung für ein Gespräch ist. Er hat übrigens lange Haare und scheint einer dieser berüchtigten Metaller zu sein... Später kam Heaven wieder und wurde auch von XY Hairy ignoriert, sie ging dann auch gleich wieder. Ich bin irgendwie total fertig und das Fenster klemmt, ich bekomme es nicht zu, mir war also kalt, ich lag unter der Decke und bin bisschen weggedöst. Als ich wieder aufwache, macht sich XY Hairy gerade fertig (er hat sich in einer Ecke versteckt umgezogen, damit ich ihm nichts weggucke) und ist seitdem verschwunden. Das ist schon ca. eine Stunde her. Seitdem ist er weg, zwischendurch hat Heaven nochmal hereingeschaut und ich habe mit ihr ein bisschen Smalltalk gemacht, sie hat mich zu einem Konzert in einem Pub eingeladen, das sie mit irgendwelchen Spaniern anschauen will. Heaven hat übrigens keinen sonderlich krassen Akzent, obwohl sie Französin ist, ich dachte zuerst, meine Informationen von Hotstuff wären falsch gewesen, aber es stimmt: Heaven ist aus Frankreich. Ich habe die Einladung allerdings abgelehnt, weil ich müde und fertig bin und weil ich keine Lust hatte, mich noch schick zu machen. Also ist sie alleine wieder abgezogen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Gegend hier die aller sicherste ist, es ist schon zweimal ein Fahrzeug mit Sirene und Blaulicht vorbeigekommen, ich weiß aber nicht, ob es sich um Krankenwagen, Polizei oder Feuerwehr gehandelt hat, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Glas splittern gehört habe. Ziemlich sicher bin ich mir aus dem Grund, weil das Zimmerfenster nicht ganz zu geht und immer einen Spalt offen steht. Außerdem habe ich schon ein paar Jugendliche plärren hören und es ist Freitag Abend, also stehen die Chancen für Randale in der Innenstadt (JA, mein Hostel liegt in der Innenstadt und kostet bloß 11 Pfund die Nacht) gut. Gott sei Dank habe ich noch hier hin gefunden, denn die Jugendherberge ein Stockwerk tiefer kostet pro Nacht 18 Pfund, also habe ich ein ganz schönes Schnäppchen geschlagen.
Morgen werde ich wohl ein wenig die Stadt erkunden, Hotstuff hat mir einen Stadtplan überlassen, den er nicht braucht, und ich habe mir schon einige Sachen ausgesucht, die ich mir anschauen will, unter anderem das Mary-King-Close, ich weiß nur nicht, ob es das echte Close ist – bezweifle ich – oder nur eine affige Touristenattraktion – fürchte ich. Es ist sowieso nur einen Block entfernt, es wäre also kein Weltuntergang, sollte es sich als Reinfall entpuppen. Nur einen Block weiter liegt der Edinburgh Dungeon, den gucke ich mir vielleicht auch an, den Rest überlege ich mir morgen. Vielleicht kann ich XY Hairy rekrutieren, denn Hotstuff als Zeug hat wahrscheinlich kein Interesse an so einem Schmarrn. Oder ich frage Heaven, die ist nett (und ich kann vielleicht heimlich ausspionieren, wie man ihren Namen schreibt). Internetzugang hole ich mir übrigens erst morgen (am Samstag), also könnt ihr, meine liebe Leserschaft, euch meine Abenteuer auch erst morgen beziehungsweise heute (am Samstag) zu Gemüte führen.

Nun denn, auf bald! Oder wie die Franzosen sagen: Au revoir!

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