Um
12 Uhr sind mein Papa und ich zum Flughafen in Memmingen gefahren,
weil mein Flieger dort um 14.30 losfliegen sollte. Bei der Kontrolle
habe ich natürlich gepiept, obwohl ich Gürtel, Uhr etc. abgelegt
hatte, und mir wurde das Vergnügen bereitet, 5 Minuten barfuß
hinter den Metallscannern zu verbringen.
Über den Wolken |
Ich
durfte als eine der ersten das Flugzeug betreten, da ich einen
Sitzplatz reserviert hatte, und – oh Wunder – neben mich hat sich
kein überdurchschnittlich beleibter Mitreisender und auch kein
Kleinkind gesetzt, wie man es aus Filmen kennt, sondern ich hatte
eine überaus angenehme Reisebegleitung: 2 ca. 40-jährige Männer
aus Südtirol, die eigentlich Romansch sprechen, aber auch deutsch
können; die beiden hießen Patrick und Matthias. Ihr Freund Giacomo
saß eine Reihe hinter uns neben Martina, die erfreulicherweise auch
BVB Fan und auf dem Weg zu ihrem Freund in Schottland war. Patrick
hatte scheinbar auch einen Bruder (bin mir nicht sicher, ob das
stimmt, oder ob sie mich verarscht hatten), der weiter hinten im
Flugzeug saß und traurigerweise das Vergnügen hatte, neben einem
total fetten Kerl sitzen zu müssen. Die Südtiroler wollten nur Golf
spielen (hatten auch alle brav ihre Golftasche dabei) und Whiskey
trinken. Mit dem Trinken haben sie auch gleich im Flugzeug
angefangen, soll heißen, sie haben sich gleich eine Flasche
Chardonnay bestellt, die ich gerade noch ablehnen konnte, sonst hätte
ich mittrinken müssen, haben dafür aber Martina einen Kaffee
spendiert. Matthias hat ihr und mir dann auch Süßigkeiten geschenkt
(für sie Toffee, ziemlich eklig, für mich Fruchtgummis mit dem
wunderbaren Namen „Beachmix – sour Jellies“). Danach haben sie
allerdings nicht aufgehört, sondern fröhlich mit Bacardi Cola
weitergemacht und uns Mädels auch gleich was ausgegeben. Nach einer
zweiten Runde konnten wir uns erfolgreich gegen weitere Gläser
wehren, da wir schon zum Landeanflug ansetzten. Wir sind übrigens
nicht über den Ärmelkanal geflogen, sondern geradeaus über die
Nordsee und erst kurz vor Schottland nach Westen abgedreht.
Hello Edinburgh International Airport |
Im
Flughafen habe ich leider den Kontrolleur vergessen, nach einem
Stempel in meinem Reisepass zu fragen, dafür durfte ich
Bekanntschaft mit Martinas Freund Kai machen, der sie netterweise
dort abgeholt hat. Eigentlich hatte ich vor, mit dem Shuttlebus zur
Waverley Station zu fahren und den Rest des Weges zu Fuß
zurückzulegen, doch die Südtiroler ließen das nicht zu, und so
fand ich mich mit ihnen im Taxi wieder und ich wurde praktisch direkt
vor dem Hostel abgesetzt. Im Gebäude gibt es allerdings nicht nur
das Princes Street East Backpackers Hostel (im 4. Stock), sondern
auch noch das Haggis Hostel (im 3. Stock). Nachdem ich also meinen
20kg schweren Koffer mehrere enge Wendeltreppen hoch geschleppt
hatte, um dann herauszufinden, dass ich im falschen Hostel bin und
mich gehörig blamiert hatte, durfte ich weiter schleppen, bis ich
endlich oben ankam (und diesmal auch richtig war).
Die
Frau an der Rezeption war nett und hat es mir nicht übel genommen,
dass ich sie statt mit 2 Pfund zuerst mit 2 Pence bezahlen wollte,
und hat mich in Zimmer H geschickt. Zimmer H hat 5 Stockbetten (ergo
10 Betten), von denen momentan bloß 4 belegt sind. Es heißt
übrigens Zimmer H, weil jedes Bett einen eigenen Namen hat, meines
heißt Haunted.
Die anderen belegten Betten heißen Hotstuff (mit
Besitzer Johann aus München), Heaven (mit Besitzerin Laure aus
Frankreich) und Bett Hairy mit Besitzer XY aus XY (er scheint sehr
mundfaul zu sein und hat nicht mal auf mein Hallo geantwortet). XY
hat auch erst heute eingecheckt, also ist er vielleicht nur müde
oder ängstlich... Den wickle ich schon noch um den Finger ;)
Mein Bett |
Das
Hostel allgemein sieht schon etwas heruntergewirtschaftet aus, seine
besten Zeiten liegen wohl schon etwas zurück, aber es ist trotzdem
ganz in Ordnung. Ich habe mich auch gleich ein wenig mit Hotstuff
unterhalten (zuerst auf Englisch, weil wir nicht gemerkt haben, dass
wir beide Deutsche sind) und ihn schließlich dazu überreden können,
mich zu einem Supermarkt zu bringen, denn wir müssen hier selbst
kochen. Er hat mich allerdings nicht hineinbegleitet, denn er ist
Zeuge Jehovas und wollte zu einer Messe oder so etwas in der Art
gehen. Nachdem ich meinen Einkauf, bestehend aus 2 gekühlten
Flaschen Volvic und einem Fertigsandwich mit Chicken und Stuffing
(wie gesagt, ich war zu faul, um heute zu kochen), habe ich noch
einen kleinen Rundgang um den Block gemacht. Allerdings wirklich nur
um den Block, denn ohne Karte hatte ich Angst mich zu verlaufen.
Wieder
hier angekommen treffe ich also auf XY, der schweigend auf seinem
Bett Hairy sitzt und nicht in der Stimmung für ein Gespräch ist. Er
hat übrigens lange Haare und scheint einer dieser berüchtigten
Metaller zu sein... Später kam Heaven wieder und wurde auch von XY
Hairy ignoriert, sie ging dann auch gleich wieder. Ich bin irgendwie
total fertig und das Fenster klemmt, ich bekomme es nicht zu, mir war
also kalt, ich lag unter der Decke und bin bisschen weggedöst. Als
ich wieder aufwache, macht sich XY Hairy gerade fertig (er hat sich
in einer Ecke versteckt umgezogen, damit ich ihm nichts weggucke) und
ist seitdem verschwunden. Das ist schon ca. eine Stunde her. Seitdem
ist er weg, zwischendurch hat Heaven nochmal hereingeschaut und ich
habe mit ihr ein bisschen Smalltalk gemacht, sie hat mich zu einem
Konzert in einem Pub eingeladen, das sie mit irgendwelchen Spaniern
anschauen will. Heaven hat übrigens keinen sonderlich krassen
Akzent, obwohl sie Französin ist, ich dachte zuerst, meine
Informationen von Hotstuff wären falsch gewesen, aber es stimmt:
Heaven ist aus Frankreich. Ich habe die Einladung allerdings
abgelehnt, weil ich müde und fertig bin und weil ich keine Lust
hatte, mich noch schick zu machen. Also ist sie alleine wieder
abgezogen.
Ich
bin mir nicht ganz sicher, ob die Gegend hier die aller sicherste
ist, es ist schon zweimal ein Fahrzeug mit Sirene und Blaulicht
vorbeigekommen, ich weiß aber nicht, ob es sich um Krankenwagen,
Polizei oder Feuerwehr gehandelt hat, und ich bin mir ziemlich
sicher, dass ich Glas splittern gehört habe. Ziemlich sicher bin ich
mir aus dem Grund, weil das Zimmerfenster nicht ganz zu geht und
immer einen Spalt offen steht. Außerdem habe ich schon ein paar
Jugendliche plärren hören und es ist Freitag Abend, also stehen die
Chancen für Randale in der Innenstadt (JA, mein Hostel liegt in der
Innenstadt und kostet bloß 11 Pfund die Nacht) gut. Gott sei Dank
habe ich noch hier hin gefunden, denn die Jugendherberge ein
Stockwerk tiefer kostet pro Nacht 18 Pfund, also habe ich ein ganz
schönes Schnäppchen geschlagen.
Morgen
werde ich wohl ein wenig die Stadt erkunden, Hotstuff hat mir einen
Stadtplan überlassen, den er nicht braucht, und ich habe mir schon
einige Sachen ausgesucht, die ich mir anschauen will, unter anderem
das Mary-King-Close, ich weiß nur nicht, ob es das echte Close ist –
bezweifle ich – oder nur eine affige Touristenattraktion –
fürchte ich. Es ist sowieso nur einen Block entfernt, es wäre also
kein Weltuntergang, sollte es sich als Reinfall entpuppen. Nur einen
Block weiter liegt der Edinburgh Dungeon, den gucke ich mir
vielleicht auch an, den Rest überlege ich mir morgen. Vielleicht
kann ich XY Hairy rekrutieren, denn Hotstuff als Zeug hat
wahrscheinlich kein Interesse an so einem Schmarrn. Oder ich frage
Heaven, die ist nett (und ich kann vielleicht heimlich ausspionieren,
wie man ihren Namen schreibt). Internetzugang hole ich mir übrigens
erst morgen (am Samstag), also könnt ihr, meine liebe Leserschaft,
euch meine Abenteuer auch erst morgen beziehungsweise heute (am
Samstag) zu Gemüte führen.
Nun
denn, auf bald! Oder wie die Franzosen sagen: Au revoir!
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