Kommen
wir zu meiner Arbeit (genau genommen Freiwilligenarbeit) bei Scottish
Wildlife Trust. Jeden morgen
fahre ich mit dem Bus (Linie 3 Richtung Mayfield) ungefähr 45
Minuten zum „Hauptquartier“ in Dalkeith in Midlothian. Dort
treffe ich die anderen Mitarbeiter und wir fahren mit dem SWT-Bus
weiter zu einem Naturreservat, um dort zu arbeiten. Außer mir sind
noch einige Jugendliche in meinem Alter dabei: Vicky und Matthew aus
Schottland (sie wohnen dort in der Nähe), außerdem noch Lars aus
Hamburg und Alexa aus den Niederlanden. Der Leiter heißt Sam und ist
sehr nett, es gibt noch ein paar andere Leute, ich habe jedoch noch
nicht alle getroffen. Bisher getroffen habe ich Rachel, sie ist ca.
45 Jahre alt und hat einen Babyhund und sie ist nur zwei Tage da
gewesen. Dann gibt es noch Doug, er ist 30 und Lars wohnt bei ihm,
Kellan, er ist über 50 und auch nur zweimal die Woche da, und einen
Spanier (evtl. namenlos), der kaum englisch spricht aber dafür sehr
gut spanisch.
Eigentlich
treffen wir uns immer erst gegen halb zehn, dann räumen wir den Bus
ein und fahren gegen zehn los. Um halb eins gibt es dann Lunch (den
jeder selbst mitbringt) und dann wird bis drei oder halb vier
weitergearbeitet. Ich bin dann immer gegen fünf Uhr daheim, weil ich
ja nochmal ewig mit dem Bus rein fahren muss (diesmal mit Linie 3
Richtung Clovenstone). Die Busse sind übrigens knallrot, mit Werbung
auf der Seite und haben zwei Stockwerke. Ein Tagesticket kostet 3,50
Pfund, ein Einzelticket 1,50 Pfund, deswegen kaufe ich immer die.
Wenn man in den Bus einsteigt, muss man dem Fahrer nicht sagen, wo
man hin will oder was für ein Ticket man haben will, man schmeißt
einfach sein Geld in ein Ding, das aussieht wie eine Spendenurne in
der Kirche und man bekommt kein Wechselgeld. Das finde ich ziemlich
blöd, weil ich öfters mal das Geld nicht passend habe. Morgen früh
z.B. werde ich mir noch irgendwo was kaufen müssen, weil ich bloß
Geldscheine und kein Kleingeld habe.
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So sehen übrigens so gut wie alle Busse hier aus. |
Am
ersten Tag sind wir in der Nähe von Stirling gewesen, wo wir mit
einer riesigen Maschine eine Wiese gemäht haben. Ehrlich gesagt, hat
nur Sam gearbeitet, weil er als einziger mit diesem Monster (auch
beast oder shark
teeth genannt) umgehen konnte.
Ich habe mich derweil mit Lars, Alexa und Vicky unterhalten und
Karten gespielt. Vicky ist schon 25, Alexa erst 22. Vicky ist ok aber
Alexa mag ich nicht besonders, weil sie komisch aussieht und total
nervt. Sie macht die ganze Zeit blöde Witze und sagt, dass sie kein
Alkohol mag und dass sie alle Leute bescheuert finden, die Alkohol
trinken, und erzählt ständig langweilige Geschichten aus ihrem
Leben in Rotterdam. Ich mag sie nicht! Vicky ist nett und witzig aber
auch nicht hübsch. Ich bin die hübscheste und Lars hat mich
übrigens nach einem Date gefragt ;)
Am
Dienstag waren wir in Addiewell Bing
(aus so eine Art Naturreservat) irgendwo im Nirgendwo. Dort hat Sam
einen Wanderweg gemäht (wieder mit the
beast)
und diesmal mussten wir auch arbeiten, wir sollten nämlich das ganze
Gras zusammen harken und mit den Mucktrucks
(auch ziemliche Monster) wegfahren. Das war mega anstrengend! Gott
sei Dank hatte ich an dem Tag was zu essen dabei, das hab ich am
Montag nämlich total vergessen und musste hungern. Am Dienstag waren
auch Rachel und Matthew dabei, Rachel hat die ganze Zeit nur von
ihrem Hund geredet und wenn sie schwitzt, sieht sie aus wie ein Mann,
denn sie hat kurze graue Haare und ist dick.
Am
Mittwoch waren wir Bäume fällen in einem Naturreservat namens Red
Moss.
Es ist wirklich voll schön da, in dem Park gibt es nur einen Steg
zum drüber laufen, außenrum sind überall Bäume und Moos. Ich weiß
auch nicht, warum man nicht auf das Moos darf, auf jeden Fall haben
wir 6 Bäume gefällt, die entweder krank/tot waren oder irgendwo im
Weg standen. Ich habe selbst natürlich keinen Baum gefällt (das
durften nur die Erwachsenen), weil ich keine Ahnung habe, wie man
einen Baum fällt, geschweige denn wie man mit einer Kettensäge
umgeht. Lars, Alexa, Matthew und ich haben nur die gefällten Teile
weggetragen und uns ein wenig da umgeschaut. Ich weiß nicht, warum
Vicky nicht da war.
Am
Donnerstag waren wir in einem Nationalpark in der Nähe von Perth in
der Nähe von einem Loch (Loch of the Lowes).
Dort gab es einen anderen Standort von SWT direkt am Loch mit einer
Hütte, wo man Vögel beobachten konnte und paar Souvenirs kaufen
konnte. Habe ich allerdings nicht gemacht, ich habe mir nur ein
Secondhand-Buch für 50 Pence gekauft (das Buch heißt übrigens The
Abortionist's Daughter
und ist echt gut). Wir sind allerdings nicht in dieser Hütte
geblieben, sondern sind die Straße durch den Wald entlang gelaufen,
um die Bäume auf Krankheiten zu untersuchen. Ein paar haben wir auch
markiert, die werden innerhalb der nächsten zwei Jahre gefällt. Das
Wetter war übrigens an dem Tag sau gut, mir war viel zu warm in der
Fleecejacke mit dem SWT Logo. Ehrlich gesagt war mir jeden Tag viel
zu warm, weil ich viel zu viel an hatte etc.
Freitags
waren wir in Brock Wood,
einem Wald in der Nähe von irgendwo (an dem Tag war übrigens der
Spanier das erste Mal dabei). Wir haben einen Baum gefällt. Doug ist
an dem ganzen Baum hochgeklettert und hat angefangen, Äste
abzusägen, der Baum stand nämlich in der Nähe von einem Wohnhaus
und wäre wohl innerhalb des nächsten halben Jahres da drauf
gefallen. Tree Surveys
werden übrigens alle fünf Jahre gemacht und auch an dem Tag sind
wir wieder durch den Wald marschiert und haben uns die Bäume
angeguckt. Außerdem haben wir eine tote Spitzmaus gefunden und einen
Raben, der nicht fliegen konnte. Sam hat gesagt, wenn der Flügel
gebrochen gewesen wäre, hätte er ihn getötet, aber der Flügel war
so ok, also lebt der Rabe (wahrscheinlich) noch. Außerdem sucht Sam
die ganze Zeit nach Eicheln und nach essbaren Pilzen, dann rennt er
plötzlich vom Weg weg und schreit ganz aufgeregt „Honey Fungus!!!“
oder „Lace Fungus!“ oder was für einen Pilz auch immer da gerade
erspäht hat. Ich hab ein paar Mal versucht, mit dem Spanier auf
spanisch zu reden, aber das meiste habe ich nicht verstanden, das war
mir dann peinlich. Lars kann übrigens kein Spanisch, aber hinten im
Bus hatten wir ein Wörterbuch und dann wollte er (aus welchem Grund
auch immer) auf spanisch sagen, dass er Gemüse mag, allerdings hat
er es falsch ausgesprochen und der Spanier, der übrigens aus Madrid
kommt, hat verstanden, dass Lars auf Hautkrankheiten abfährt.
Außerdem hat der Trottel noch gesagt, dass ich nervig bin und dass
er auf Frauen steht (der Spanier hat ihn nämlich für schwul
gehalten) und dann habe ich allen verraten, dass er mit mir ausgehen
will.
Es
war übrigens kein richtiges Date, denn Doug war noch dabei und ich
habe auch noch Brook alias Iota und Frederique (keine Ahnung wie man
den schreibt und wie sein Bett heißt) mitgebracht, ich glaube, das
hat ihn ein wenig enttäuscht, aber er wollte, dass ich auch noch
Freunde mitbringe. Tja, Pech gehabt, würde ich sagen! Außerdem sind
Brook und ich früher abgehauen, weil es ihr nicht gut ging, da war
er dann noch mehr enttäuscht. Die Leute aus dem Hostel verarschen
mich jetzt ständig wegen ihm, weil irgendwie jeder mitgekriegt hat,
dass ich ein „Date“ hatte, obwohl ich ihnen immer sage, dass es
KEINS war. Na egal. Jedenfalls sind alle im Hostel viel älter als
ich. Laure ist 22, Brook ist 25, Gareth (beide aus Australien) ist am
Samstag 24 geworden und wir sind ein amerikanisches Restaurant
gegangen und danach noch einen Pub. Kasper (aus Schweden) ist schon
26 und ich glaube, er ist verheiratet. Er spricht aber nur englisch
mit seiner Frau, weil sie aus Ungarn ist. Dann gibt es noch Nick, der
ist schon Ende 30 und auch ein paar von den Spaniern sind schon weit
über dreißig. Na ja, ich verstehe mich mit allen, und die anderen
scheint es auch nicht zu stören, dass ich viel jünger bin als sie.
Als
ich gestern mit Gareth zum Sainsbury's gegangen bin, weil ich Cider
kaufen wollte und er Wein, wurde ich NICHT nach meinem Ausweis
gefragt und er schon. Er hat seinen Wein übrigens nicht kaufen
dürfen, weil er ihn nicht dabei hatte. Mein Cider war aber nicht so
mega lecker, ich hatte nämlich einen mit Waldfrüchten erwischt, der
hat wie dieses Robby Bubble Zeug geschmeckt.
Zurück
zum Thema: Die Arbeit macht jedenfalls Spaß, auch wenn ich fast
immer nur sitze und warte oder hinter den anderen herlaufe und
irgendwelche Äste einsammeln muss bzw. Bäume anstarre.
Auf
bald!